Streaming und Online-Seminar: Didaktischer Werkzeugkoffer für – und Abmahnungen wegen Webinaren?

Streaming und Online-Seminar: Didaktischer Werkzeugkoffer für – und Abmahnungen wegen Webinaren?

Videos, Podcasts und speziell Webinare wurden in den letzten Jahren immer populärer. Gerade für erfolgreiche Webinare braucht es nicht viel: Teilnehmer, einen Dozenten, eine Kamera, ein Mikrofon und eine passende Software.

Seit dem Jahr 2020 hat sich der Begriff auch endgültig etabliert: Webinar. Oder eben doch nicht? Warum wird der Begriff seit etwa einem Monat heiß diskutiert? Bevor wir einige didaktische Tipps geben, wollen wir zunächst das Problem mit dem Begriff klären:

Abmahnung wegen des Begriffs „Webinar“?

Seit etwa einem Monat kursieren Gerüchte, dass Webinar-Anbieter wegen markenrechtlicher Verstöße abgemahnt werden würden.

Tatsächlich ist der Begriff „Webinar“ seit 2003 als Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) in München angemeldet. Unter der Registernummer DE30316043 ist es im DPMAregister eingetragen und gehört Mark Keller (aktuell in Kuala Lumpur wohnhaft) und wird von der Frankfurter Kanzlei LEGISPRO Rechtsanwälte vertreten.

Nach Aussage des Eigentümers selbst habe aber keine Abmahnung stattgefunden. Und auch öffentlich bekannt ist bislang noch keine Abmahnung. Dem DPMA sind bislang aber bereits mehrere Eingaben auf Löschung des Eintrags vorliegend. Das hat damit zu tun, dass der Begriff Webinar heutzutage ein Generikum geworden ist, also ein ganz allgemeiner Begriff ähnlich wie Fön für einen Haartrockner (eigentlich Heißluftdusche), Polylux für Overhead-Projektor oder andere Markenbegriffe. Tempo für Taschentuch oder Lego für Klemmbaustein sind zwar auch verbreitet, aber die Marken sind weiterhin eingetragen.

Doch wie mit der unsicheren Situation umgehen? Beispielsweise empfiehlt der Deutsche Hochschulverband (DHV) bis zur endgültigen Klärung auf Nummer sicher zu gehen. Um Abmahnungen zu vermeiden, sollten Hochschulen (bzw. Bildungseinrichtungen an sich) entweder:

  1. eigene Begriffe erfinden, die ein online stattfindendes Seminar oder eine Vorlesung treffend umschreiben (was sich dann auch wieder für das Marketing nutzen lässt),
  2. die gängigen Alternativen wie “Online-Seminar” oder „Web-Seminar“ verwenden oder
  3. sie verzichteten vorläufig komplett auf die Verwendung des Begriffs

Im journalistisch-redaktionellen Kontext darf der Begriff „Webinar“ laut Fachanwälten übrigens ohne weitere Kennzeichnung verwendet werden.

Nun zur Didaktik: Was ist für Webinare wichtig?

Drei Dinge braucht ein Webinar:

  1. digitalen Veranstaltungsraum,
  2. ein geeignetes Thema,
  3. ein didaktisches, aber vor allem durchdachtes Konzept!

Ach ja, Lehrende und Lernende gehören auch dazu. Technisch lässt sich ein Online-Seminar heutzutage relativ einfach umsetzen, denn gut bedienbare Hardware und Webinar-Software machen es möglich. Mit einem Link vom Anbieter, klicken sich die Teilnehmer in den virtuellen Seminarraum. Jetzt musst du als Anbieter sie quasi an den Bildschirm fesseln, indem du ein rundum gutes Webinar gestaltest.

Der didaktische Werkzeugkoffer

Im didaktischen Werkzeugkoffer findest du geeignete Methoden dafür:

  1. Die Basis zum Erfolg legst du lange vor Seminarbeginn. Indem du einen Fahrplan entwirfst und die Veranstaltung bekannt machst. Stell von Anfang an klar, um was es geht und für wen das Online-Event geeignet ist. Idealerweise fragst du bereits bei der Anmeldung nach dem Vorwissen und den Lernzielen der Interessenten. Nur so kannst du das Webinar zielgruppengerecht gestalten und die begehrten Inhalte anbieten.
  2. Verpacke sie bitte nicht in einen monotonen Vortrag, sondern bring dein Wissen didaktisch gekonnt, sozusagen gehirngerecht, rüber.
  3. Beziehe dabei die Teilnehmer ein, provoziere Emotionen, docke an ihre Erfahrungen an. Das bekräftigte der universitäre Arbeitskreis AK Curriculum und Didaktik auch erst wieder zur Jahrestagung 2019 in Innsbruck.

Didaktische Kniffe fürs Webinar

Zu diesem Zweck kannst du Fragen stellen, Aufgaben vergeben, Diskussionen anregen und Übungen einbauen. Aber bitte nicht alles auf einmal, sondern nutze die Tools wohldosiert. Etwa um gemeinsam ein Ergebnis zu erarbeiten, eine neue Erkenntnis beziehungsweise Fähigkeit zu festigen oder um den Ablauf aufzulockern. Schließlich bedeutet Seminar lehren und lernen. Der Chat im Webinarraum sichert die Kommunikation innerhalb der Seminargruppe und ermöglicht die Interaktionen.

Darüber hinaus gibt es weitere didaktische Kniffe, um das Online-Seminar lebendig und anregend zu gestalten. Du kannst zum Beispiel ein Whiteboard einsetzen, Umfragen einbauen, zwischendurch Feedback einholen und geben oder Gruppenarbeitsräume einrichten. Bei längerer Seminardauer könnten zwei oder mehrere Moderatoren sinnvoll sein, die sich Aufgaben teilen oder im Dialog Pro & Kontra vertreten. Wechselnde Stimmen und Sprechstile erhalten außerdem die Aufmerksamkeit der Zuhörer.

Egal ob die Teilnehmer für die Lehrstunde nur Zeit oder auch Geld investieren, liefere ihnen ein gutes Webinar! Du weißt ja, das Netz vergisst nicht.