Frau lernt mit Unterlagen und Computer

Last-Minute-Lernstrategien – So klappt’s auch auf den letzten Drücker

Wer kennt es nicht? Die Prüfung steht vor der Tür, aber der Lernstoff ist noch lange nicht durchgearbeitet. Vielleicht hat man zu lange prokrastiniert, vielleicht kamen unerwartete Aufgaben dazwischen oder der Test wurde kurzfristig angekündigt. Manchmal stellt man auch erst beim Wiederholen fest, dass noch ein ganzes Kapitel fehlt. Jetzt gilt es, in kürzester Zeit möglichst viel aufzunehmen – aber wie?

In einem unserer letzten Blog-Beiträge haben wir uns bereits mit emotionalem Lernen und Stressbewältigung beschäftigt. Genau diese Strategien sind jetzt besonders wichtig, denn Panik und Zeitdruck führen schnell zu Lernblockaden. Doch keine Sorge: Auch in kurzer Zeit lässt sich effizient lernen – mit den richtigen Methoden.

  1. Die Ausgangslage checken: Was muss wirklich gelernt werden?

Bevor man kopflos drauf loslernt, sollte man sich einen Überblick verschaffen:

    • Was ist prüfungsrelevant? Gibt es eine Themenliste oder Altklausuren?
    • Was kann ich bereits? Manchmal stellt sich heraus, dass man doch mehr weiß als gedacht.
    • Wo sind die größten Lücken? Diese sollten gezielt geschlossen werden.

Wer Zeit verschwendet, indem er sich mit Inhalten beschäftigt, die gar nicht geprüft werden, verschenkt wertvolle Lernzeit. Also: Priorisieren!

  1. Stoff klug segmentieren: In kleinen Paketen lernen

Anstatt das gesamte Material auf einmal anzugehen, hilft es, den Stoff in kleine, verdauliche Einheiten aufzuteilen. Ein bewährtes System ist die Pomodoro-Technik:

    • 25 Minuten konzentriert lernen
    • 5 Minuten Pause
    • Nach vier Einheiten eine längere Pause (15–30 Minuten)

Diese Methode verhindert Überlastung und sorgt dafür, dass das Gehirn die Informationen besser abspeichert.

Eine weitere Strategie ist die Tierlist-Methode:

            S-Tier: Essentiell & dringend: Themen, die auf jeden Fall sitzen müssen.

            A-Tier: Wichtig, aber nicht dringend: Inhalte, die vertieft werden sollten, wenn Zeit bleibt.

            B-Tier: Nicht so wichtig, aber vielleicht hilfreich: Kann man mitnehmen, wenn noch Kapazitäten da sind.

            C-Tier: Unklar, ob wichtig: Falls am Ende noch Zeit bleibt, kann man sich das anschauen.

            D-Tier: Unwichtig: Falls es zu stressig wird, kann man diesen Teil ignorieren.

  1. Schnelles Einprägen: Wie bleibt der Stoff hängen?

Wenn wenig Zeit bleibt, müssen effiziente Lerntechniken her. Hier sind einige Methoden oder Variationen etablierter Lernpraktiken, die durch clevere Kniffe das Lernen schneller und nachhaltiger machen.

Reines Lesen ist wenig effektiv. Besser:

    • Wichtige Punkte laut erklären (auch sich selbst).
    • Skizzen, Mindmaps oder Diagramme anfertigen.
    • Fragen formulieren und versuchen, sie aus dem Gedächtnis zu beantworten.

Wiederholung ist essenziell, aber wenn die Zeit knapp ist, muss sie gezielt eingesetzt werden:

    • Spaced Repetition: Gelerntes in festen Intervallen wiederholen.
    • Blitzwiederholungen: Nach jeder Lerneinheit kurz das Wichtigste rekapitulieren.
    • Lernen vor dem Schlafen: Das Gehirn verarbeitet über Nacht neu Erlerntes besonders gut.

Mnemotechniken sind effektive Methoden, um sich komplexe Informationen besser einzuprägen. Hier sind einige anschauliche Beispiele aus verschiedenen Fachbereichen:

    • Eselsbrücken: Um sich die Reihenfolge der Planeten im Sonnensystem zu merken (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun), kann der Satz helfen: “Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel.” Jeder Anfangsbuchstabe entspricht dabei einem Planeten.
    • Geschichtenmethode: Um die Reihenfolge der biologischen Taxonomiestufen zu lernen (Reich, Stamm, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung, Art), kann man sich folgende Geschichte vorstellen: “Ein Königreich (Reich) wird von einem mutigen Stamm (Stamm) von Kriegern verteidigt. Diese tragen eine besondere Klasse (Klasse) von Rüstungen und folgen einer strikten Ordnung (Ordnung). Ihre Familien (Familie) leben in Dörfern, jede mit einer eigenen Gattung (Gattung) von Haustieren, und jede Art (Art) hat ihre eigenen Merkmale.”
    • Akronyme: In der Physik kann man sich die Reihenfolge der elektromagnetischen Wellen mit dem Akronym “R-O-Y-G-B-I-V” merken, das für die Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett steht.

Diese Techniken nutzen kreative Assoziationen, um das Gedächtnis zu unterstützen und den Lernprozess zu erleichtern.

  1. Wann ist genug? Die richtige Balance finden

Es mag verlockend erscheinen, die gesamte verbleibende Zeit durchzulernen. Doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem das Gehirn nichts mehr aufnimmt. Zu lange Lerneinheiten ohne Pausen führen zu Erschöpfung und vermindern die Merkfähigkeit. Daher gilt:

    • Alle 90 Minuten eine längere Pause einlegen.
    • Mindestens 6 Stunden schlafen, denn Schlafmangel beeinträchtigt die Gedächtnisleistung erheblich.
    • Frische Luft, Bewegung und ausreichend Wasser nicht vergessen.

Fazit: Last-Minute-Lernen mit Köpfchen

Auch wenn die Zeit knapp ist, lassen sich mit cleveren Strategien gute Ergebnisse erzielen. Der Schlüssel liegt in einer smarten Priorisierung, effizienten Lernmethoden und einer bewussten Stressregulation. Panisches Dauerlernen bringt wenig – gezielte Einheiten mit sinnvollen Pausen hingegen können den entscheidenden Unterschied machen. Erprobte Methoden geben Ihrem Prozess dabei Struktur. Probieren Sie selbst aus, was zu Ihrem Lerntyp und dem konkreten Stoff am besten passt.

Und falls Sie künftig nicht mehr in diese Last-Minute-Situation geraten wollen: Die HSB bietet strukturierte E-Learning-Kurse, die sich perfekt in den Alltag integrieren lassen – sodass der Lernstoff erst gar nicht zum Problem wird!