Warum immer mehr Arbeitnehmer krank zur Arbeit gehen

Warum immer mehr Arbeitnehmer krank zur Arbeit gehen

Noch vor einigen Monaten war es Alltag. Die Nase läuft, es wird gehustet und trotzdem quälen sich viele Arbeitnehmer zur Arbeit. Damit gefährden sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kollegen, die Kunden und die Produktivität des gesamten Unternehmens. Denn Krankheiten sind bekanntlich ansteckend und wer krank zur Arbeit geht, kann leicht andere anstecken und so größere Schäden für das Unternehmen anrichten. Mit der aktuellen Corona-Pandemie ist dieser Trend des sogenannten Präsentismus (Erscheinen am Arbeitsplatz trotz Krankheit) rückläufig. Allerdings ist es nach wie vor ein Problem, auf das Arbeitgeber reagieren müssen. Wichtig ist hier, dass während und auch nach der Pandemie nicht zu einer Glorifizierung von Präsentismus zurückgekehrt wird.

Die Faktenlage

Viele Arbeitnehmer in Deutschland gehen krank zur Arbeit. So gaben in einer Studie des DGB aus dem Jahr 2017 zwei Drittel aller Beschäftigten an, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit zu gehen. Etwa die Hälfte der Befragten gab weiterhin an, mindestens eine Woche krank zur Arbeit erschienen zu sein. Das sind erschreckende Zahlen. Dieser Präsentismus führt dazu, dass Krankheiten verschleppt oder gar weiterverbreitet werden, wodurch Arbeitnehmer in der Zukunft noch länger ausfallen, als das bei einer direkten Krankmeldung und Schonung der Fall gewesen wäre.

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Die Krankenstände in Unternehmen sind währenddessen ebenfalls sehr hoch. Im Jahr 2020 beläuft er sich bei Zahlen der gesetzlichen Krankenversicherungen auf 4,34%. Die häufigsten Krankheitsursachen sind psychische Erkrankungen und Rückenleiden.

Fehltage von Arbeitnehmern sind ebenfalls hohe Kostenfaktoren für Unternehmen. Wenn es zu besonders vielen Fehltagen kommt, muss eine Krankheitsvertretung gesucht werden, was meist nicht sehr einfach ist. Ebenfalls verteilt sich das eigentliche Arbeitspensum des kranken Arbeitnehmers auf die gesunde Arbeitnehmerschaft, wodurch diese einer erhöhten Arbeitsbelastung und somit mehr Stress ausgesetzt werden. Mehr Stress führt dabei wiederum zu mehr Erkrankungen. Hier sind erneut vor allem psychische Leiden und Rückenschmerzen als Folgen anzuführen. Die Fragen, die sich nun stellen, sind: Wie halte ich meine Mitarbeiter davon ab, krank zur Arbeit zu gehen? Und wie sorge ich als Unternehmen dafür, dass sie weniger oft krank werden?

Mit gutem Beispiel vorangehen

Arbeitgeber sollten bei Krankheitsfällen unbedingt darauf verzichten, bei der Arbeit zu erscheinen. Wenn der Vorgesetzte krank bei der Arbeit erscheint, setzt das oft ein schlechtes Beispiel, dem die Arbeitnehmer folgen. Die Unternehmenskultur ist also sehr wichtig. Wenn das Betriebsklima von Druck und einer allgemeinen Angst vor einem Jobverlust geprägt ist, neigen mehr Arbeitnehmer dazu, krank bei der Arbeit zu erscheinen. Sie wollen als produktive und unentbehrliche Kräfte wahrgenommen werden. Doch auch wenn Arbeitnehmer sich in ihrer Jobsituation relativ sicher fühlen, gehen sie häufig krank zur Arbeit. Oft ist dies mit der Selbstwahrnehmung verbunden, unentbehrlich zu sein. Ebenfalls wollen Arbeitnehmer ihre Kollegen oft nicht „im Stich lassen”, indem sie krank sind.

Um dem entgegen zu wirken sollte also ein Klima etabliert werden, in dem eine Krankmeldung nicht geächtet wird. Ebenfalls sollte eine angemessene Vertretungsregelung etabliert werden. Dadurch sinkt auch der soziale Druck, die Kollegen nicht mit der Arbeit „im Stich zu lassen”, da ja für eine Vertretung gesorgt ist. Vertretungen werden in der Regel befristet angestellt. Die Befristung muss mit einem sachlichen Grund erfolgen, der hier eben die Krankheitsvertretung ist.

Mit der Einstellung einer Vertretung wird dafür gesorgt, dass sich Arbeitnehmer bei tatsächlicher Krankheit auch wirklich krankmelden. Des Weiteren beugt die Einstellung einer Vertretung die erhöhte Belastung der gesunden Mitarbeiterschaft vor. Hierdurch lassen sich weitere stress- oder druckbedingte Krankheiten vermeiden.

 

Quellen

https://www.dgb.de/themen/++co++f11f069c-123c-11e8-9107-52540088cada (letzter Zugriff: 10.08.2020)
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/5520/umfrage/durchschnittlicher-krankenstand-in-der-gkv-seit-1991/ (letzter Zugriff: 10.08.2020)