Psychologie des Lernens: Vom Ebbinghaus-Gesetz zum Behaviorismus

Psychologie des Lernens: Vom Ebbinghaus-Gesetz zum Behaviorismus

Generationen von Schülern und Studenten kennen das Phänomen: Stundenlang versucht man sich, über Bücher und Unterrichtsmaterialien gebeugt, den Lehrstoff für den anstehenden Test einzuprägen. Doch alle Versuche, das Gelernte später wieder abzurufen, scheitern. Die Psychologie des Lernens geht diesem Phänomen auf den Grund und zeigt Wege und Methoden auf, wie die Barriere überwunden werden kann.

Lernpsychologie: 100 Jahre Forschung

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen Forscher damit, Experimente durchzuführen, um Lern- und Gedächtnisvorgänge besser zu verstehen. Eine Vorreiterrolle übernahm Hermann Ebbinghaus, der als Psychologieprofessor in Breslau und Halle unterrichtete und als Mitbegründer der experimentellen Psychologie gilt. Auf den Professor geht das noch heute gültige Ebbinghaus-Gesetz zurück, wonach bei einer geringfügigen Zunahme des Lehrstoffes die aufgewendete Lernzeit stark zunimmt.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewann der sogenannte Behaviorismus an Bedeutung. Dieses wissenschaftstheoretische Konzept versucht das Verhalten von Menschen und Tieren mit naturwissenschaftlichen Methoden zu erklären. Ein weiterer Meilenstein der Lernpsychologie war die Entdeckung der klassischen Konditionierung durch den russischen Physiologen Iwan Pawlow. Das Experiment mit dem „Pawlowschen Hund“ im Jahr 1905 gilt noch heute als richtungsweisend in der Reflexologie.

Womit beschäftigt sich die Lernpsychologie?

Die Lernpsychologie beschäftigt sich mit den psychologischen Vorgängen und kognitiven Abläufen, die vor, während und nach dem Lernen im Gehirn stattfinden. Ausgenommen sind Prozesse, die auf angeborene Reaktionen, also Reflexe, oder Reifung zurückzuführen sind. Die Grundlagen lieferte Hermann Ebbinghaus, der als Erfinder der sogenannten Lernkurve in die Geschichtsbücher einging. Mithilfe dieser Grafik lassen sich Lernaufwand und Lernertrag ins Verhältnis setzen und vergleichen.

Um die kognitiven Prozesse, die beim Lernen ablaufen, einordnen zu können, muss man sich zunächst inhaltlich mit dem Begriff „Lernen“ auseinandersetzen. Ziel des Lernens ist es, das angeeignete Wissen im Langzeitgedächtnis zu speichern, um es zu einem späteren Zeitpunkt (Prüfung, Test) abrufen zu können. Der Vorgang des Lernens wird mithilfe von Lerntheorien beschrieben, auf die im nächsten Abschnitt kurz eingegangen wird.

Vier Lerntheorien

Lerntheorien sind Modelle, die das Lernen aus psychologischer Sicht beschreiben. Ziel ist es, den komplexen Vorgang des Lernens (Wissensaneignung) mit möglichst einfachen Regeln zu erklären.

Behaviorismus: Geht von einem Zusammenhang zwischen angeborenen und erlernten Reizen aus, die zu einer bestimmten Reaktion führen (Konditionierung).

Kognitivismus: Lernen als geistiger Prozess. Die Aneignung von Wissen wird als bewusster und komplexer Vorgang definiert.

Konstruktivismus: Der Verstand wird als Netzwerk betrachtet. Erworbene Fähigkeiten und erlerntes Wissen sind Eckpunkte, die nach Bedarf abgerufen werden können. Entscheidend sind die eigenen Konstruktionen.

Konnektivismus: Im Jahr 2005 von George Siemens entwickelt, sieht diese Lerntheorie Menschen nicht mehr isoliert, sondern als vernetzte Individuen. In diesem Netzwerk haben lernende Personen Zugriff auf menschliche und nicht-menschliche Wissensquellen.

Lerntheorien in der Praxis

Die Lerntheorien bilden in der Praxis die Grundlage für die Entwicklung und Konzeptionierung von Lehrveranstaltungen. Bei der HSB werden die Lerninhalte in Form von Modulen kategorisiert. Komplexe Themen werden mithilfe von Schaubildern, Tabellen und Verlaufskurven und Diagrammen grafisch aufbereitet. Auf diese Weise wird der Zugang zum Wissen vereinfacht und das Lernen erleichtert. Einerseits werden die Lernmittel in die Studienbriefe integriert, andererseits arbeiten auch die Dozenten in ihren Online-Vorlesungen mit visuellen Reizen und praxisnahen Beispielen.

Lernen in unterschiedlichen Umgebungen

Wer einen Online-Kurs bei der HSB belegt, kann sich die Lernumgebung selbst aussuchen, da keine Präsenzpflicht an einem feststehenden Studienort besteht. Das Lernen erfolgt zeitlich und räumlich flexibel.

Unser Praxistipp: Nutzen Sie eine bestimmte Umgebung als Hinweis für das Gedächtnis. Auf diese Weise verbinden Sie unterschiedliche Kontexte mit den entsprechenden Inhalten. Beispiel: Prägen Sie sich im Wohnzimmer bestimmte Begriffe und Sachverhalte ein und suchen Sie im Garten nach praktischen Beispielen.