E-Learning – so gefragt wie nie zuvor

E-Learning – so gefragt wie nie zuvor

Ein Interview zum Thema „E-Learning“ mit Geschäftsführer und pädagogischem Leiter der HSB Akademie Holger Erbe

In den letzten Jahren ist das Thema des Lernens mittels verschiedener elektronischer Medien enorm präsent geworden. Gerade in der aktuellen Zeit, wenn man während der Corona-Krise nur noch von zuhause arbeiten kann, ist E-Learning so gefragt wie nie zuvor.

Doch was genau ist eigentlich E-Learning und welche Anforderungen bringt es sowohl für Lehrende als auch für Lernende mit sich? Geschäftsführer und pädagogischer Leiter Holger Erbe der HSB Akademie widmet sich im Interview diesen Fragen.

Herr Erbe, was zählt eigentlich alles zu E-Learning?

Reines E-Learning ist, wenn Menschen mit Lernmanagementsystemen lernen, dazu gehören zum Beispiel Videos.

Heißt E-Learning, dass Lehrende und Lernende keinerlei persönlichen Kontakt zueinander haben?

Das ist konzeptabhängig, aber im eigentlichen Sinne bedeutet E-Learning, dass der Lernende sich seinen Kurs anschaut und ihn durcharbeitet. Aber es gibt im Bereich des E-Learnings natürlich verschiedene Unternehmen, die das anders machen, was auch durch das Fernunterrichtsgesetz bedingt ist.

Was schreibt dieses Gesetz vor?

Das Gesetz verlangt eine methodisch-didaktische Konzeptstellung, die Bereitstellung von Lösungsaufgaben und eine Betreuung durch Dozenten. Es kommt natürlich immer darauf an, welches Konzept verfolgt wird. Man kann sich heute ja im Internet einen Kurs für knapp 50 Euro kaufen, bei dem Sie allerdings nur Inhalte haben und keine Ansprechpartner. Bei anderen Kursen gibt es Chatsysteme, bei denen man Fragen stellen kann.

Wie effektiv sind E-Learning-Angebote verglichen mit klassischen Bildungsangeboten, bei denen die Teilnehmer vor Ort sind?

Wir bieten einen Social-Learning-Campus an, bei dem sich die Lernenden vernetzen und austauschen können und haben auch Live-Vorlesungen eingebaut. Dadurch entsteht bei den Teilnehmenden auch ein gewisses Gruppengefühl. Es kommt natürlich sehr darauf an, was für ein Lerntyp man ist, etwa ob man jemanden braucht, der neben ihm sitzt und ihn darin bestärkt, was er macht. Allgemein geht der Trend aber ganz klar zum ortsunabhängigen Lernen. Das liegt daran, dass heute jeder ein Smartphone besitzt und es für die meisten heute völlig normal ist, sich Inhalte aus dem Internet zu ziehen. Die Hemmschwelle ist also nicht mehr so groß, weil die Kommunikation auch im privaten Umfeld immer virtueller wird. Die Wissensaufnahme ist natürlich davon abhängig, wie die Lernmodule und das Lernmanagementsystem aufgebaut sind. Wenn diese gut gemacht sind, ist der Effekt der gleiche wie beim Präsenzlernen.

Der Trend geht also eindeutig in Richtung E-Learning?

Ja, es wird zwar immer Präsenzveranstaltungen geben, zum Beispiel in den Universitäten, aber auch da gibt es ja schon den Trend, dass Vorlesungen aufgezeichnet und hochgeladen werden. In den USA ist das schon viel ausgeprägter. Da gibt es meist gar keine Präsenzpflicht mehr, weil sich die Studierenden alles über Videos erarbeiten können.

Ändern sich dadurch die Anforderungen an Dozenten?

Es ist sicherlich eine andere Form der Lehre. Beim E-Learning fehlt den Dozenten ja das direkte Feedback der Lernenden, die ihnen gegenübersitzen und die gelangweilt oder interessiert schauen. Ich empfinde das aber als positiv, denn wenn ich als Dozent Personen im Raum habe, die das nicht erfassen können oder keine Lust haben, konzentriere ich mich natürlich viel stärker auf diese Personen und dadurch entsteht immer die Gefahr, dass ich die Gruppe verliere. Beim E-Learning dagegen kann man sich das, was man nicht verstanden hat, als Nutzer immer wieder eigenverantwortlich anschauen. Diesen großen Vorteil gibt es bei Präsenzveranstaltungen natürlich nicht. Wenn der Dozent aus dem Zimmer ist, ist er weg. Das klassische Lernen, dass der Dozent oder Lehrer vorne steht und alle Weisheit hat und alle anderen sitzen im Raum und starren nach vorne, das wird es in Zukunft nicht mehr geben, weil das Verstehen von Wissen eine andere Relevanz hat.

Was wird relevant sein?

Die Kompetenz, zu wissen, wie man sich Wissen erarbeitet.

Vielen Dank, Herr Erbe.